Singen nach dem Tandem-Prinzip

Workshop als Funke für einen Begegnungschor in Salzwedel

Eine Gruppe existiert bereits

Integration über das gemeinsame Singen und das in vielen Sprachen: Zu einem Workshop kam der Leiter des Berliner Begegnungschores in die Hansestadt.

Die Dimensionen sind kaum zu vergleichen, doch das Ziel ist es definitiv: Bastian Holze aus Berlin kam am Wochenende in die Alte Lateinschule nach Salzwedel, um „einen Funken zu zünden“, wie er selbst sagte. Der 36-Jährige kann auf einen beeindruckenden Erfahrungsschatz in einem besonderen Projekt der Flüchtlingshilfe und insbesondere zum Thema Integration zurückgreifen.

Der Musiker war an der Gründung des größten Begegnungschores in Berlin beteiligt. „80 Berliner und Neu-Berliner, so wie wir sie nennen, singen und musizieren dort gemeinsam“, berichtete Holze. Auf Einladung der Diakonischen Flüchtlingshilfe im Kirchenkreis Salzwedel kam er nun in die Hansestadt, um auch hier eine Art Startschuss für so ein Projekt zu geben. Dieser klappte nicht ganz, doch ein Funke kann sich ja noch länger halten.

„Bei uns in Berlin gibt es das Tandem-Prinzip“, berichtete Holze in einer kleinen Workshop-Pause am Samstagnachmittag. Das bedeute, dass ein Berliner immer einen Neu-Berliner mit zum Chor mitbringen muss. „Nur dann, darf er mitsingen“. Den 23 Salzwedeler Teilnehmern in der Alten Lateinschule berichtete der Chorleiter dann, dass so spannende Gesänge entstehen. Muttersprachler singen eigene Soli, gemeinsam wird auf Deutsch, Arabisch oder Englisch gesungen. Viele verbindende Elemente sind möglich.

In Salzwedel beteiligten sich am Wochenende allerdings nur vier Neu-Altmärker. „Ich habe nicht gewusst, dass im Ramadan auch das Singen eine Hürde darstellt“, erklärte Initiatorin Evelyn Ruppert-Schulze entschuldigend. „Das verhält sich in etwa so, wie an Karfreitag bei den Christen“, zog sie einen Vergleich. Demnach hielt sich das Interesse der Flüchtlinge in Grenzen.

Die Koordinatorin der Diakonischen Flüchtlingshilfe im Kirchenkreis konnte aber berichten, dass sich unter der Überschrift „Meet‘n‘sing“ bereits eine kleine musikalische Gruppe im Efje-Haus an der Reichestraße in Salzwedel treffe. Also ein Funke, der eventuell auch einen Begegnungschor in Salzwedel auf den Weg bringt.

Die Workshopteilnehmer muteten sich selbst ein strammes Programm zu. Dies war an der langen Titelliste erkennbar, die am Sonntagmittag bei einem kleinen Mitmach-Konzert in der Katharinenkirche präsentiert wurde. Da wurden dann Stücke wie „Die Gedanken sind frei“ neben „We want peace“ von Lenny Kravitz oder „Nassam Alayna el hawa“ von der im arabischen Raum bekannten Künstlerin Fairouz gesungen.

Evelyn Ruppert-Schulze, selbst in der Kantorei aktiv, hatte zuvor auch Chöre aus der Region angesprochen. Auch von dort habe es Zulauf und Zuspruch gegeben, berichtete sie. Nun besteht Hoffnung auf einen neuen Chor in Salzwedel.

David Schröder, Volksstimme 29. Mai 2018, www.volksstimme.de