Die Bibliothek

Den Grundstock der Bibliothek der Katharinenkirche in Salzwedel lieferte der einstige Bürgermeister der Neustadt Salzwedel Adam Holzkamp. Er starb 1629 und überließ seinen gesamten Bücherbestand (ca. 400 Bücher) der St. Katharienkirche.

Im Jahre 1650 erfolgte die nächste größere Schenkung von Bürgermeister Balthasar Gödemann. Er vermachte der St. Katharinenkirche 150 theologische und historische Bände.

Die dritte wesentliche Erweiterung der Bibliothek erfolgte im Jahre 1691. Sie beruht nicht auf einer Schenkung, sondern auf einen Ankauf von 576 Büchern aus dem Nachlass des Superintendenten und Magister Leonhard Buroner.

Zu jeder Zeit hat es Förderer und Mehrer dieser Bibliothek gegeben und so wuchs die Bibliothek auf ca. 1500 Bücher an. Der Bestand umfasst zum größten Teil theologische Schriften doch auch medizinische, physikalische, kalligrafische, philosophische, geschichtliche und juristische Themen werden in den Büchern behandelt.

Heute gehört zur Kirchenbibliothek auch ein ansehnlicher Bestand von Musikalien “die Bibliotheca musica”.Diese Bibliothek wurde 1649 zum ersten Mal erwähnt. Sie enthält einmalige Notendrucke und Handschriften des 16.- 18. Jahrhunderts.

Leider droht alten Bibliotheken Vergessen und Missachtung. Um dem entgegenzuwirken, hat unsere Gemeinde eine Stelle zur Pflege und Konservierung dieser wertvollen alten Bücher geschaffen und so betreue ich seit Juli 2004 unsere historische Bibliothek. Ich nehme jedes Buch in die Hand und stelle anhand eines Kataloges fest, ob es noch im Bestand vorhanden ist. Jetzt wird der Schmutz und Staub etlicher Jahre vom Einband und von jeder einzelnen Seite abgebürstet. Wenn es nötig ist, reibe ich den Einband mit Lederbalsam ab. Für jedes Buch muss ein Protokoll angelegt werden, welches den Zustand des Buches beschreibt. Besonders zerschlissene Bücher erhalten eine Bandage oder einen Maßkarton.

Viele Bücher sind noch sehr gut erhalten. Es gibt aber auch Bücher, die sehr traurig aussehen. Die verschiedenen Bedingungen über die Jahrhunderte hinweg haben diesen Bücher sehr zu schaffen gemacht. So tummeln sich allerhand Holzwürmer und Käfer in den Bänden.Ich gehöre zu den wenigen Menschen die lebende Holzwürmer gesehen haben, sonst im Holz verborgen, kommen sie durch das Aufschlagen der Seiten zum Vorschein.

Durch die hohe Luftfeuchte in der Kirche ist ein Teil der Bücher von Schimmelpilzen befallen. Auch das einfallende Sonnenlicht macht unseren Büchern zu schaffen. Die UV-Strahlen lassen den Leder- oder Pergamenteinband spröde und brüchig werden. Wenn ich ein Buch in der Hand halte, denke ich manchmal: Was dieses Buch schon alles erlebt? Wer mag dieses Buch schon in Händen gehabt haben? Sind mit manchen Büchern auch Schicksale verbunden?

Auch fasziniert mich der Sprachgebrauch über die Jahrhunderte. Viele Wörter verstehe ich noch, aber ich benutze sie nicht mehr. Auch die einzelnen Schreibweisen sehr interessant und variabel.

 Mit Worten von Hermann Hesse möchte ich meinen Beitrag schließen:

„Von den vielen Welten, die der Mensch nicht von der Natur geschenkt bekam, sondern sich aus eigenem Geist erschaffen hat, ist die Welt der Bücher die größte."

 

Margarethe Mießner