Königstedt
Der mächtige Turm, hinter dem sich Schiff und Chor wie schutzsuchend anschmiegen, bestimmt auch heute noch das Bild der Königstedter Feldsteinkirche und kann ihre einst wehrhafte Bestimmung nicht verleugnen. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut, zeugen ihre sauber behauenen Feldsteine von der Sorgfalt der damaligen Kirchenbauer.
Doch wie von den den meisten Feldsteinkirchen der Altmark, so ist auch von dieser Kirche über die ersten Jahrhunderte ihres Bestehens nichts bekannt. Erst unter ihrem Pastor Christoph Praetorius, der von 1647 bis 1677 dort tätig war, tritt sie an die Öffentlichkeit. In seiner Amtszeit fällt nicht nur die Renovierung der Kirche, sondern auch ihre bis zum heutigen Tag erhaltene innere Ausstattung.
Betritt man die Kirche, so fällt der Blick unweigerlich auf ein lebensgroßes Gemälde an der linken Wand des Schiffes. Wie die Inschrift verdeutlicht, zeigt es den Pastor Christoph Praetorius in seiner Amtstracht.
Der Weg zum Altar führt über eine in den Fußboden eingelassene Grabplatte mit foldender Inschrift: "Dieses Grab hat bei seinem Leben zur Erinnerung seier Sterblichkeit verfertigen lassen Christoph Praetorius, Pfarrer zu Gaartz, Vissum und Königstedt, Anno 1647."
Damit aber noch nicht genug. Auch der Altaraufsatz der Königstedter Kirche ist mehr als sehenswert. Weicht er doch extrem von den sonst üblichen biblischen Darstellungen ab. Im Mittelteil dieses, eher an den Schrankschmuck einer guten Stube erinnernden Aufsatzes, atzt ein Adler seine Jungen. Um das 17. Jahrhundert entstand dieses Schnitzrelief, dessen Deutung noch auf sich warten läßt und sicher noch Generationen von Kirchenforschern beschäftigen wird.
An eine alte Sitte, das Palmsonntagsläuten, erinnert sich in der Gemeinde Königstedt dagegen kaum noch jemand. In früheren Zeiten (wann genau, ist nicht überliefert) herrschte dort die Sitte, am Palmsonntag für mehrere Stunden die Glocken zu läuten.
Gleichzeitig wurde auch ein Flugrad unter den Torhäusern aufgehängt. Der Sinn des Läutens und des Aufhängens des Flugrades bestand darin, daß soweit der Glockenklang zu hören war, kein Unwetter einen Schaden an den Gebäuden und der Ernte anrichtete. Inwieweit dieser Brauch der Gemeinde wirklich vor Schaden bewahrte, ist nicht überliefert.