Eine kleine Kirchengeschichte

Gottesdienst in Pretzier erinnerte an Confessio Augustana

 Der Sonntag am Wochenende war der vierte Sonntag nach Ostern und wird in der westkirchlichen Liturgie als Kantate bezeichnet. Zentraler Inhalt des Gottesdienstes an diesem Tag ist der Gesang zum Gotteslob. Der Projektchor, der sich aus Mitgliedern der Chöre von St. Marien, St. Katharinen, dem Kirchenchor Kuhfelde und dem Laurentius-Chor Pretzier zusammensetzte, wurde geleitet vom Kantor von St. Marien, Roland Dyck.

Pfarrer Friedrich von Biela las die Predigt, die ganz im Zeichen des Reformationsjubiläums stand. Dazu begab er sich auf die Kanzel des Gotteshauses. „Es ist einfach am sinnvollsten, auch der Akustik wegen, von dort zu sprechen“, sagte der Pfarrer zu den Gläubigen. „Es sei zwar eine Predigt von oben herab, aber hoffentlich nicht über die Köpfe hinweg.“

Die Predigt, ein Teil der Predigtreihe zu den Artikeln der Confessio Augustana von 1530, auch bekannt unter der Bezeichnung Augsburger Bekenntnis, befasste sich mit dem siebten von insgesamt 28 Artikeln, die der Reformator Philipp Melanchthon im Auftrag des Kurfürsten Johann von Sachsen verfasste.

In eben jenem Artikel ist zu lesen: „Es wird ein Bekenntnis zu einer heiligen christlichen Kirche abgelegt, welche immer bleiben wird. Näher bestimmt wird die Kirche als Versammlung der Heiligen, in der rein gelehrt wird und die Sakramente der Einsetzung Christi gemäß verwaltet werden. Reine Lehre und einsetzungsgemäße Verwaltung der Sakramente sind Kennzeichen der Kirche. Dieses sind dann auch die Kriterien zur wahren Einheit der Kirche. Es ist genug, dass Einigkeit in Lehre und Sakramentsverwaltung erzielt wird. Traditionen, Riten oder Zeremonien, die von Menschen eingeführt sind, müssen hingegen nicht notwendig einheitlich sein.“

Vorgetragen wurde sie auf dem Reichstag zu Augsburg, um der Teilung des Reiches und der Kirche entgegenzuwirken. Als die Türken 1529 Wien belagerten, sah Kaiser Karl V darin eine ernsthafte Bedrohung für das Christentum und so wollte man Einigkeit im Reich demonstrieren.

Es sei nie die Absicht der Reformatoren gewesen, die Kirche zu spalten, so von Biela, sie wollten sie lediglich erneuern. Den Menschen sollte die Möglichkeit eingeräumt werden, allein eine Beziehung zu Gott aufzubauen.

Doch der Kaiser ergriff Partei für die Altgläubigen, so von Biela und forcierte damit einen Spaltungsprozess der christlichen Kirche, zumal er das Wormser Edikt aus dem Jahr 1521 bestätigte, in dem über Luther die Reichsacht verhängt wurde. Wichtig seien nicht die Einhaltung von Hierarchien und Abhaltung gewisser Riten, sondern dass das Wort Gottes verbreitet wird, schloss der Pfarrer von St. Marien seine Predigt.

Fotos und Text: Von Oliver Becker, Volksstimme Salzwedel , 16. Mai 2017