Kuhfelde

Als Karl der Große um das Jahr 780 die kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Sachsen für beendet hielt, gründete er zwei Missionszentren, denen die Christianisierung der Altmark übertragen wurde. In Seligenstadt und Kuhfelde sollen sich diese Stützpunkte befunden haben.

Im 782 verkündeten "Erlass für die sächsischen Gebiete" wurde für Vergehen gegen Kirchenräume, sowie Priester und deren Amtshandlungen, mit der Todesstrafe gedroht. Seligenstadt und Kuhfelde lagen zwar günstig an wichtigen Wegkreuzungen, waren aber den immer wieder ausbrechenden Aufständen der Sachsen schutzlos ausgeliefert.

Der Missionsstützpunkt Kuhfelde soll sogar der Sitz eines Bischofs gewesen sein, der aber schon im Jahre 786 nach Verden übersiedelte. Die Anteile an der Altmark behielt aber auch das Bistum Verden. Die Sächsische Weltchronik, zwar erst in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts verfasst, gibt darüber Auskunft.
Für den urkundlich nicht belegten Bischofssitz in Kuhfelde spricht aber, dass sich zur Zeit des Feldsteinkirchenbaues,  Anfang des 13. Jahrhunderts, hier ein Archidiakonat befand. Ein Archidiakon war in der alten und frühmittelalterlichen Kirche der erste Gehilfe und Vertreter des Bischofs in der Armenpflege, Vermögensverwaltung und Gerichtbarkeit. Später Vorsteher eines Kirchensprengels des Archidiakonats.
Die stattlich dreigeteilte Feldsteinkirche, bestehend aus einem mächtigen, quereckigen Turm, einem langgestreckten Schiff und einem in gleicher Breite eingezogenen Chor, ist heute der letzte Zeuge eines einst mächtigen Kuhfelder Archidiakonats.
Im Dunkeln bleibt, warum nach 1365 für Kuhfelde kein Archidiakon mehr gewählt wurde. Im Jahre 1491 wird zwar noch einmal ein Priester erwähnt. Doch nach der Reformation war der Ort Kuhfelde schließlich sogar dem nahen Kloster Dambeck unterstellt.

Der große Umbau Ende des 19. Jahrhunderts veränderte das äußere und innere Bild der Kirche. Die großen Fensteröffnungen entstanden. Auch der Chorraum im Innern wurde neu gestaltet. Vier Passionsreliefs und mehrere Schnitzfiguren erinnern heute noch an einen früheren spätgotischen Schnitzaltar, der dem Umbau oder dem Zahn der Zeit zum Opfer fiel.

Die Ostwand des Kirchenschiffes, die durch einen großen Triumphbogen den Blick auf Chorraum und Altar  freigibt, ist mit Gemälden mit Themen aus dem Neuen Testament reich verziert. Auch die Zeltdachdecke des Kirchenschiffes weißt vielerlei Verzierungen auf.

Nur die massive, spätromanische Kalksteintaufe mit halbkugeliger Kuppe erinnert noch an die Zeit des 13. Jahrhunderts, als im Jahre 1223 der Bischof Iso von Verden die Kirche nach ihrer Fertigstellung weihte.

Text und Bilder: Paul Meitz, Binde, 2002