Sehenswerte Ausstellung ist bis 4. Oktober in der Salzwedeler Katharinenkirche zu bewundern
Eine interessante Ausstellung zur Via Sacra ist derzeit in der Salzwedeler Katharinenkirche zu sehen. Zu dieser gehören auch die berühmten Zittauer Fastentücher.
In Brüssel, Turin, Rom, Berlin, Dresden, Prag, Wroclaw und sogar im Heiligen Land in Jerusalem, um nur einige Beispiele zu nennen, war die Präsentation über die Via Sacra bereits zu sehen. Die Katharinenkirche in Salzwedel ist da eher eine kleinere Station. „Ich kenne Dr. Peter Knüvener, den Direktor des Zittauer Museums, persönlich“, begründet Matthias Friske, Pfarrer der Katharinengemeinde, warum die besondere Schau nun bis zum 4. Oktober in der altmärkischen Hansestadt bestaunt werden kann. Bei einem Gespräch habe ihn der Museumschef gefragt, ob er daran interessiert sei, die Ausstellung zu zeigen. Mattias Friske hat nicht lange mit der Zusage gezögert.
Denn er selbst hatte die Fastentücher im Original noch nicht gesehen. Nun schmücken Kopien auf Zeit den Innenraum des Salzwedeler Gotteshauses.
Das große durchscheinende Fastentuch, 6,80 Meter breit und 8,20 Meter hoch, wird auch „Die Zittauer Bibel“ genannt. Es erzählt auf 90 Bildern Geschichten aus dem Alten und Neuen Testament. Gestiftet hat es der Zittauer Gewürz- und Getreidehändler Jakob Gürtler im Jahr 1472. Es wurde mehr als 200 Jahren während der Fastenzeit in der Zittauer Johanniskirche genutzt. Dann galt es als verschollen. Erst im Jahr 1840 wurde es wiederentdeckt. Es lag zusammengerollt hinter einem Regal der Ratsbibliothek in Zittau. Am Ende des Zweiten Weltkrieges ging die Tortur für das Stoffkunstwerk weiter: Sowjetische Soldaten nutzten es als Verkleidung einer Saunahütte, die sie im Wald errichtet hatten. Ein Holzsammler fand das Fastentuch, zerrissen und an einigen Stellen ausgebleicht, und brachte es ins Zittauer Museum zurück. Darüber wurde bis 1990 geschwiegen. Nach der Wende, 1994/95, setzte sich die Schweizer Abegg-Stiftung dafür ein, dass es unentgeltlich restauriert wurde. Denn es ist von europäischer Bedeutung: Es ist das einzige seiner Art in Deutschland. Das Original wird übrigens seit 1999 in der Kirche zum Heiligen Kreuz ausgestellt, die eigens für diese Zwecke saniert wurde und in der die klimatischen Bedingungen immer gleich gehalten werden.
„Es war gar nicht so einfach, das große Fastentuch aufzuhängen. Aber wir haben eine Lösung dafür gefunden. Und es passt gut in unsere Kirche“, schildert Matthias Friske.
Da es um die Fastenzeit gehe, sei der Altar im Gotteshaus während der Ausstellungszeit geschlossen. Damit kann der Pfarrer leben: Denn er hat auf den Zeichnungen der Tücher Parallelen zu den Bildern auf den Altardeckeln entdeckt.
Das Kleine Zittauer Fastentuch, 4,30 Meter hoch und 3,40 Meter breit, hat ein unbekannter Maler im Jahr 1573 nach Vorlage des Lütticher Künstlers Lambert Lombard geschaffen. Es zeigt eine monumentale Kreuzigungsszene. Es ist ebenfalls von der Abegg-Stiftung restauriert wurden und ist eines von nur sieben erhaltenen Exemplaren dieser Art in der Welt.
Die Ausstellungsbesucher erfahren zudem mehr über die Pilger- und Kulturroute Via Sacra, die seit 2005 mehr als 20 besondere sakrale Bauwerke im Dreiländereck Deutschland-Tschechien-Polen verbindet. Zudem wird das „Christian-Weise-Fastentuch“ gezeigt, erschaffen im Jahr 2000 von Gymnasiasten.
„Ich hatte schon den Anruf von einer Salzwedelerin, die nach der besonderen Schau fragte. Sie wollte sich in diesem Jahr die Originale in Zittau anschauen, was aber coronabedingt nicht ging. Jetzt freut sie sich darauf, die Kopien in unserer Katharinenkirche bewundern zu können“, berichtet Matthias Friske.
Die Ausstellung ist bis 4. Oktober montags bis sonnabends von 10 bis 12 Uhr geöffnet. Wer diese zu anderen Zeiten sehen möchte, kann im Pfarrhaus nach dem Schlüssel fragen.
Am Donnerstag, 17. September, wird übrigens Peter Knüvener, der Direktor des Zittauer Museums, in Salzwedel zu Gast sein. Dann wird er ab 19.30 Uhr in der Katharinenkirche mehr über die außergewöhnlichen Werke berichten.
Anke Pelczarski, Volksstimme Salzwedel, 04. September 2020