Nur 29 mittelalterliche Taufen erhalten

Salzwedeler Pfarrer stellt sein Buch über Kirchen in der nordwestlichen Altmark vor

Die Altmark ist "kirchenreich". Mehr Informationen darüber gibt es in dem neuen Buch "Die mittelalterlichen Kirchen in der nordwestlichen Altmark ". Geschrieben hat es Matthias Friske,  Pfarrer in der Salzwedeler Katharinengemeinde.

Für Pfarrer Matthias Friske von St. Katharinen war es mittlerweile sein viertes Werk über mittelalterliche Kirchen. In den Jahren zuvor hat er bereits über die mittelalterlichen Kirchen des Barnim,  einer Region nordöstlich von Berlin, der nordöstlichen Uckermark und westlichen Flämings Bücher veröffentlicht.

In seinem fast 700 Seiten umfassenden aktuellen Buches "Die mittelalterlichen Kirchen in der nordwestlichen Altmark" widmet er sich dem Bestand an Kirchen, die seit dem 12. Jahrhundert bis zur Mitte des 16, Jahrhunderts in der Region errichtet wurden. Die Zeit nach der Reformation hatte sich negativ auf die Kirchensubstanz ausgewirkt. Entweder wurde sie durch Bilderstürmer zerstört, oder in den katholischen Regionen gab der Barock den Gotteshäusern ein völlig verändertes Aussehen, das nichts mehr vom mittelalterlichen Ursprung erkenne ließ. Die Veranstaltungsreihe "Katharinenabend" am Freitagabend nutzte der Kirchenforscher, um sein neuestes Werk interessierten Besuchern vorzustellen.

Zehn Jahre der Recherche, der Sichtung, des Sortierens und des Niederschreibens lagen hinter ihm. Matthias Friske freut sich, dieses Werk nun endlich in den Händen halten zu können. Es sei ein sehr schwieriges Projekt gewesen, das er angegangen war, berichtet er. Denn gegenüber anderen Regionen ist die Forschungslage zu den Kirchen dieser Region sehr dürftig. Während in der östlichen Altmark, die sich aus den  Altkreisen Osterburg und Stendal zusammensetzt, auf ein Inventarband aus dem 19. und 20. Jahrhundert zurückgegriffen werden kann, gab es für dieses Vorhaben nichts ähnliches. Das Inventarband in der östlichen  Altmark basiert auf die Visitationsakten über Kirchen, die im 16. Jahrhundert für diese Region erstellt wurden.

So mussten andere alte Quellen sondert, rekonstruiert und wieder lesbar gemacht werden, erläuterte Matthias Friske den langen Weg vom  Beginn der Recherche bis zur Ausgabe des Buches.

Dann nennt er Zahlen. In dem Buch sind die Orte der Kirchen alphabetisch geordnet. Von A wie Abbendorf, bis Z wie Zierau lassen sich Kirchen aus dem Zeitraum , der für Friske interessant ist, findfen. Insgesamt zählt er 123 Kirchen mit mittelalterlicher Bausubstanz. In 25 Orten seien die Kirchen verschwunden, aber nachweisbar. 85 Glocken von ehemals 250 hatten die viele Jahrhunderte überdauert. In 63 Dörfern und in 4 Salzwedeler Kirchen gibt es noch  Altarreste und Skulpturen aus diesem eingegrenztem Zeitraum. Ursprünglich konnten diese einmal 200 Kirchen vorweisen.

Bei den Taufbecken sieht es dagegen traurig aus. Nur 29 mittelalterliche Taufen von ehemals 120 bis 130 haben die Wirren der Zeit überstanden. Es gab und gibt kleinere und größere Gotteshäuser. Seine erlangte Erkenntnis: je größer eine Kirche und je höher ihr Turm, desto wohlhabender die Gemeinde. So vermutet der Wahlaltmärker, dass die Größe der Kirche zu Jeeben darauf schließen lässt, dass der Ort einmal viel größer war oder werden sollte, als das Dorf mit seinen aktuell gerade einmal 200 Einwohnern ist.

Den Zuhörern gibt er nur einen kleinen Einblick in die altmärkische Kirchengeschichte,

Als nächstes Projekt will sich Friske vielleicht den mittelalterlichen Kirchen des Altkreises Gardelegen zuwenden. Auch über diese wurde ein Inventurband erstellt, allerdings sei dieser recht lückenhaft und oberflächlich.

Von Oliver Becker, Volksstimme Salzwedel, 22. Juli 2021