Partnerschaftsbesuch in Kisaula

Als ich vor fast genau 50 Jahren zum 1. Mal in Magoye ankam, hatten wir uns in die Bergwelt heraufgequält mit einem einfachen VW-Käfer. Ein Foto von einer Reifenpanne und eins von dem alten deutschen Missionshaus zeugen davon.
 
Heute steigt man in Dar ins Flugzeug und in Mbeya wieder aus und dann geht es 75 Kurven hinauf in die Berge. Damals war es einsam. Außer einem
Missionars-Ehepaar wohnten nur wenige dort. Heute machen wir einen kurzen Fußweg vom Gästehaus unter Zypressen, Pinien und blau blühenden Jakarandabäumen hindurch und sind mitten im prallen Leben.
 
Es ist großer Frauenkongress aus dem gesamten District. Wir dürfen vorn als
Gäste Platz nehmen. Pfarrer Mbena von unserer Partner-Gemeinde hat den Haupt-Vortrag über christliches Leben in der Familie. Das Wiedersehen ist unverhofft. Wir waren ja nicht mehr in Kontakt gekommen. Umarmung, Freude und Verabredung für den Gottesdienst in der Gemeinde von Kisaula.
 
Wir, das sind unter der organisatorischen Leitung von Jörg Henkel (Unternehmer) vier weitere Mitglieder der Nordkirche, darunter auch Pfarrer Hanfstängl, früher Missionsdirektor im Leipziger Missionswerk, und wir drei aus der Altmark: Pfarrer Schwarzer und Karina Teuber aus
Oebisfelde für die Partnergemeinde Mahanji und ich fürKisaula.
 
Wir haben zunächst eine längere Eingewöhnungszeit, um uns langsam an die Situation heranzutasten. Einige von uns sprechen weder Englisch noch Kisuaheli, sind aber sehr mutig. Am nächsten Tag bleiben sie für fast eine Woche ganz in ihren Partnergemeinden. Wir Altmärker haben
dann auch Kontakt zu unseren Gemeinden, und ich werde sehr herzlich empfangen mit zwei Chören und – einem Yamaha- Keyboard. Einige werden sich erinnern, dass wir dafür eine Spende gemacht haben.
 
Der neue Kirchenbau verschlägt mir fast den Atem. Er ist sehr reich ausgestattet mit Spiegelglasscheiben gegen die Hitze und schmiedeiesernen Gittern vor den großen Fenstern, einem weithin sichtbaren grünen Dach und zwei großen Räumen im Anbau für die Ältesten und die Sakristei. Sogar eine integrierte Toilette wird es geben.
 
Riesige Säcke prall gefüllt mit Mais, bestimmt für den Verkauf, stehen in der Sakristei und auch die Kartoffeln hinten in einer Ecke der schönen Kirche müssen helfen, die Kosten zu decken. Noch fehlt der Zement für den Fußboden und das wird viel sein für den riesigen Raum, in dem jetzt noch viel Platz bleibt für mehr Gemeinde.
 
Ich bin sehr froh, dass unser Geld so schöne Früchte getragen hat.
Pfarrer Mbena ist in den Ruhestand gegangen, und ich lerne Pfarrer Ngavo kennen, seinen Nachfolger. Sobald er das Geld für ein Smartphone hat, werden wir in Kontakt kommen. Solange bleibt es noch still. Immerhin – es gibt jetzt Strom. Mehrmals am Tag aber auch Stromsperre.
 
Für uns ein ungewohntes Erlebnis. An dem Tag erfahre ich von Nifariji, einem Mädchen, 12 Jahre alt, das dringend Hilfe braucht für die Schulgebühren an der Secondary-school, die sich im Jahr auf rund 800 € belaufen, da sie ja dort wohnen muss. Nifariji hat ein sehr gutes Examen gemacht und wird mir sehr ans Herz gelegt, da der Vater gestorben ist und die Mutter, selbst krank, kaum etwas über den täglichen Bedarf hinaus erwirtschaften kann.
 
So haben wir eine Aufgabe mehr. Nicht: Wir schaffen das, sondern in Gottes Namen, wir wollen die Last tragen helfen. 
 
Der Festgottesdienst zum Reformationstag ist schon am Sonntag vorher. Dienstag ist Arbeitstag, die Kartoffeln müssen gepflanzt werden, die kleine Regenzeit hat begonnen. Er steht im Zeichen der Übergabe unseres kleinen Plakats, der Grüße und einer kleinen Ansprache in Englisch, zu der mich
der Bischof ermutigt hatte. Und natürlich einer angemessenen Spende. Ich habe jedem Gottesdienstbesucher noch eine Ansichtskarte von unserer Kirche mitgegeben.
 
Die nächsten Tage sind angefüllt mit Besuchen im ganzen Umland und Gegenbesuchen mit vielen Berichten von all den Problemen, die wir auf unsern Schultern mit nach Hause nehmen sollen. Und es sind viele. Am eindrücklichsten allerdings bleibt für mich das pralle Leben, das Lachen und
Tanzen in den Gottesdiensten und die schöne Bergwelt rund um uns.
 
Wer mehr erfahren möchte, ist herzlich eingeladen zu einem Partnerschaftsabend, dann mit Bildern und Essen und Trinken in der
ersten Dezemberhälfte.
 
Waltraud Grabowski